Lemonbits allein im Home Office


Der Wecker klingelt, ich mache mir einen Darjeeling und schlurfe damit 15 Stufen hinauf in mein Büro. Mit zerzausten Haaren und in Jogginghose, versteht sich. Claudia Kauscheder fragt auf ihrem Blog abenteuerhomeoffice.at, wie es mit dem Alleisein im Home Office so geht, und dies ist mein Beitrag zur gleichnamigen Blogparade.

Seit November 2014 arbeite ich wieder in einem schönen Home Office. Das hatte ich zuletzt 2011, als ich mein 1-Frau-Startup gegründet und kurzerhand das Wohnzimmer meiner 2-Zimmer-Wohnung umfunktioniert hatte. 2013 hatte ich die Idee, mein Arbeits- und Privatleben stärker zu trennen, daher hatte ich ein externes Büro gemietet, zumal ich ja auch Kundenbesuch bekomme, eine Angestellte habe und hin und wieder Praktikanten, da schien mir mein Wohnzimmer nicht mehr professionell genug. Mein externes Büro war wunderschön und ich meine Motivation war nach dem Einzug so hoch wie nie! Das hat ungefähr 4 Wochen gehalten. Dann kam der Winter und ich hatte morgens keine Lust, Eis zu kratzen, weswegen ich immer öfter zu Hause geblieben bin.

Vor einigen Monaten bat mich mein (privater) Vermieter, aus meiner Wohnung auszuziehen, weil er sie verkaufen wollte und einen Interessenten gefunden hatte. Ich weiß, ich hätte Rechte gehabt und hätte nicht gleich meine Sachen packen müssen … aber ich fand, dass es sowieso Zeit für einen Tapetenwechsel war. Also suchte ich mir eine neue Wohnung. Und ich habe eine gefunden: eine Maisonette-Wohnung, mit extra Büro unter dem Dach. Und hier sitze ich nun wieder, zurück im Home Office, meine Angestellte arbeitet jetzt ebenfalls von zu Hause aus. Es ist jetzt erst der 4. Monat, aber ich bin super glücklich.

Was ich am Alleinsein im Home Office liebe:

Die Ruhe. Ich kann am besten arbeiten, wenn es ganz still ist. Bei manchen Tätigkeiten, vor allem beim Schreiben oder Lektorieren, will ich auch keine Musik anmachen, um andere Geräusche zu blocken. Da kann es mich sogar stören, wenn jemand im selben Zimmer auch nur einen Joghurt isst.

Die Pyjama-Zeit. Aufstehen und gleich ins Büro schlurfen, den Tag planen. Erst wenn die erste Pause ansteht, springe ich unter die Dusche und mache mich vorzeigbar. Das genieße ich sehr! Und das kann auch schon mal bis Mittags dauern.

Die Fitness-Zeit. Der Kopf ist nicht frei? Kein Problem. Ich werfe mich spontan in meine Sportklamotten, rolle die Yogamatte aus und schmeiß eine Fitness-DVD an. Ich störe ja niemanden damit.

Die Meditations-Zeit. Das ist einer meiner Vorsätze für 2015. Jeden Tag nehme ich mir Zeit, um zu meditieren. Und zwar direkt auf dem Bürostuhl.

Was mich nervt:

Wenn es an der Tür klingelt und ich kein Paket erwarte. Das passiert zum Glück selten. Doch letztens stand tatsächlich überraschend Familienbesuch vor der Tür, die mich zum Mittagessen einladen wollten. Das ist super lieb gewesen, aber auch zeitlich super ungünstig.

Wenn das Telefon klingelt. Weil ich die einzige Person bin, die drangehen kann. Ich bin ja auch die einzige Person, die der Anrufer erreichen will. Aber ich mag es nicht, angerufen zu werden, wann immer man will, weil ich dann keine Arbeitsblöcke habe, die ich konzentriert durcharbeiten kann. Aus diesem Grund habe ich den Nachtmodus meines Telefons aktiviert, so dass das Telefon erst ab dem späten Vormittag und nur bis zum späten Nachmittag klingeln kann. So habe ich zumindest am Anfang und am Ende meines Tages wirklich meine Ruhe.

Wenn die Nachbarskinder krakeelen. Sagte ich nicht, dass ich die Ruhe im Home Office liebe? Einmal am Tag ist es soweit, meist gegen 14 Uhr. Es poltert im Treppenhaus, Kinderrufe werden laut und das alles dringt bis nach oben in mein eigentlich abgeschiedenes Büro. Ab da ist zwischen einer halben und einer ganzen Stunde Rambazamba in einer der Nachbarwohnungen angesagt. Ich würde niemals auf die Idee kommen, mich zu beschweren. Denn die Kinder solle natürlich ausgelassen toben, das ist ihr Job! Trotzdem ist es für mich an der Zeit, die Kopfhörer aufzusetzen und einer Tätigkeit nachzugehen, bei der ich mich eben nicht so sehr konzentrieren muss und die Musik mich nicht stört.

Wenn etwas Überraschendes passiert und ich niemanden zum Herzausschütten habe. Das ist letztens passiert. Ich habe erfahren, dass eine Kundin von mir verstorben ist. Mit wem redet man morgens um 10 Uhr darüber, wenn man keine Kollegen hat, die man am Kaffeeautomaten abfangen kann?

Wenn man Essen bestellen will, aber bei den günstigen Mittagsangeboten der Lieferservices als Einzelperson nicht über den Bestellwert kommt. Das hasse ich! Echt.

Ob ich mich alleine fühle?

Also im Sinne von einsam? Nein, eigentlich nicht. Ich habe zwar auch schon in WGs gewohnt und in Mehrbettzimmern von Hostels (und das war eine schöne Zeit), aber ich genieße genauso die Zeit des Alleinseins.

Für mich gab es keine Umstellung, die ich „verkraften“ musste, auch wenn ich aus einer Anstellung mit 8 Kollegen im Büro heraus gegründet habe. Für mich war das Alleinsein im Büro immer eine positive Errungenschaft, ich kleine, eigenbrötlerische Einsiedlerin. ;)

Um nicht „in meinem eigenen Sud zu schwimmen“, lese ich Blogs, bin in Foren, höre Podcasts. Außerdem treffe ich mich einmal im Monat mit einer Mastermindgruppe, um über Business-Dinge zu sprechen, und mit einer Schreibgruppe, um meine Schreibprojekte voranzubringen.

Eine Sache vermisse ich manchmal: Jemanden, mit dem man sich spontan zum Mittagessen treffen kann und bei dem es nicht schwerfällt, sich hinterher auch wieder zu trennen, um motiviert weiterzuarbeiten. Denn nach einem netten Lunch-Date fällt mir die Motivation oft schwer, aber immer alleine essen ist auch doof.

Alles in allem bin ich sehr froh, wieder zurück in meinem Home Office zu sein! Ich bin gespannt, wie die anderen Home-Office-Abenteurer der Blogparade das sehen.